Betonen, meinen, bestätigen, (ge)brauchen u.a.

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 447 - 447
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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

brauchen und sein Gebrauch

Genannte Bezugsinstanzen: Mundart, Ernst - Paul, Gebildete, Lessing - Gotthold Ephraim
Text

Eine Nachwirkung der Musikherrschaft steckt wieder darin, daß auch alles Unbetonbare betont statt für wichtig erklärt, gefordert, gewünscht, darauf gesehen wird. Gute Behandlung betont die Dienerschaft und die Herrschaft die Ehrlichkeit, ein Rektor betont die realistischen, der andere die humanistischen Fächer. Gar bezeugen, das immer ein Zeugnis ablegen bedeutet, und bezeigen, das an den Tag legen ausdrückt, zu verwechseln, sollte billig den Sachsen überlassen bleiben, deren Ehrenbezeugung statt -bezeigung man trotz Lessing nicht nachmachen sollte. Man kann nicht sagen: Ich bestätige Ihren Brief vom 11. d. M., sondern da man keine Sache, sondern nur deren Eigenschaft oder Vorgänge bestätigen kann, nur; ich bestätige den Wortlaut, den Eingang oder Empfang Ihres Briefes, wie man die Stärke des Sturmes, die Schärfe eines Ausdruckes bestätigen kann. Bequemlichkeit und Unklarheit muß es auch heißen, wenn meinen //1 Dagegen hängt ich bin gemeint, das freilich auch und sogar gewöhnlich bedeutet: es geht auf mich, in seinem andren Sinne: Ich bin gesonnen, ...willens, mit der ursprünglichen Bedeutung des Verbs zusammen und ist früher gebräuchlicher gewesen.// statt sagen u. ä. W. angewandt wird, sogar vor wörtlicher Rede. Auch den Unterschied zwischen brauchen (mit Infin. und zu oder mit Akkusativ) = etwas nötig haben (doch auch = benutzen), wofür man durchaus nicht österreichisch breit benötigen zu sagen braucht, und gebrauchen mit Akkusativ = etwas benutzen, wozu sich in verwandtem Sinne überwiegend auch das Substantiv Gebrauch stellt, lohnt es sich wohl festzuhalten, da er eine recht mühsam herausgearbeitete Unterscheidung darstellt. Also mache niemand das süddeutsche Ich gebrauche das nicht zu sagen, noch die Sätze aus einem Aufrufe vornehmer Damen Berlins nach: wir gebrauchen (statt bedürfen) dazu der Mitwirkung aller; wir gebrauchen (statt brauchen) noch viel //2 Unberechtigt ist dagegen die Vorschrift, auch leihen für das Geben auf Borg und entlehnen für das Nehmen auf Borg noch streng auseinander zu halten. Vielmehr ist heute der Gebrauch so, daß leihen sowohl verleihen als entleihen bezeichnet, während sich entleihen und entlehnen wieder so unterscheiden, daß jenes mehr im eigentlichen Sinne von Geld und Sachen, dieses übertragen z. B. von Sitten, Bräuchen, Gedanken verstanden wird.//. Freilich redet noch 1918 auch P. Ernst von dem Futter, das die Ziege gebraucht, und ein Kunstkritiker schreibt: Bellincioni, der zwei Tage zu einem Sonett gebraucht.


Zweifelsfall

brauchen und sein Gebrauch

Beispiel
Bezugsinstanz Mundart, Ernst - Paul, Gebildete, Lessing - Gotthold Ephraim
Bewertung
Intertextueller Bezug