Ein und dieselbe Form zugleich Objekt und Subjekt
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 305 - 306 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Goethe - Johann Wolfgang, Potonié - Henry, Hebel - Johann Peter, Keller - Paul, Ranke - Leopold von, Schiller - Friedrich |
Text |
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Am ehesten ist ein ganzer Satz, der Subjekt oder Objekt ist, so bedeutsam und in seiner Form so wenig einseitig für den einen oder andern Dienst auschließlich bestimmt, daß er der Verbindung zweier Sätze, deren einer desselben als Subjekt, der andre als Objekt bedarf, sehr wohl bloß einmal eingefügt zu werden braucht. So ist also Ranke im Recht mit dem Satze: Sehr unterrichtete Männer hielten sich überzeugt und es ist in der Tat wahrscheinlich, daß sie schon im voraus eine Kapitulation mit Louvois verabredet hatten (Vgl. S. 192 Anm. 1). Auch von einem artikellosen Hauptworte gilt dasselbe, wenn es nur die geeignete Stellung erhält, wie in dem Hebelschen Verse: Der Kaiser trinkt Burgunderwein und schmeckt ihm doch nicht besser, oder in der Schillerschen Überschrift: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (Vgl. § 312* a. E.). Sehr vorsichtig soll man dagegen darin sein, die Fürwörter es, das, des (über der und welcher vgl. § 308) nur einmal zu sehen und zugleich als Nominativ und Akkusativ verstanden wissen zu wollen; dies darum, weil ihre Form lediglich dazu da ist, das Bedeutsamere, ihr Beziehungswort, in der durch die Fügung benötigten Form zu vertreten. So ist kaum ein $Seite 306$ betontes das oder dies(es) ausnahmsweise einmal kräftig genug und fähig, die doppelte Verrichtung auf sich zu nehmen, wie in dem Satze: Nur das (eine) hielt er mit seinem ganzen Herzen fest und konnte ihm nie ausgeredet werden. Am schwersten wird es fallen, das unbedeutendste Wörtchen es zweifach zu verstehn, wie es der Satz Goethes zumutet: Keine Würmer stechen es an und wird auch, wie billig, höher gehalten als Gold. Noch härter wirkt der P. Kellers: Mauds Leben war ebenso einfach wie ihre Erscheinung. Es gab weder besondere Merkwürdigkeiten darin noch glich dem von Tausenden von jungen Mädchen und Frauen; denn bloß formelles Füllsel, soll dieses es im zweiten Satz wirklich noch als dessen Subjekt wirken. Auch Hauptwörter, die an der Spitze des ersten Satzes im 1. oder 4. Fall stehen und im zweiten je in dem andern gefordert werden, wird man besser immer durch ein Fürwort wieder aufnehmen und Härten vermeiden, wie sie der Satz H. Potoniés enthält: Die Reisebeschreibung Darwins: Reise eines Naturforschers um die Welt, muß ein heutiger Naturforscher gelesen haben, und — fehlt: sie — wird auch jedem, der sich für die Naturwissenschaft interessiert, ohne Gelehrter zu sein, hohe Befriedigung gewähren. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel | |
Bezugsinstanz | Goethe - Johann Wolfgang, Potonié - Henry, Hebel - Johann Peter, Keller - Paul, Ranke - Leopold von, Schiller - Friedrich |
Bewertung |
Am schwersten wird es fallen, ausnahmsweise, besser immer, fehlt, Härten vermeiden, im Recht, kräftig genug und fähig, Noch härter, Sehr vorsichtig soll man dagegen darin sein, sehr wohl bloß einmal eingefügt zu werden braucht |
Intertextueller Bezug |