Fischfang und deren Verkauf [§ 415]

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 438 - 439
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Unsicherheit
Text

Durchaus als tadelnswert gilt es denn heute, ein das Hauptwort vertretendes Fürwort auf ein vorangehendes Eigenschaftswort zu beziehen. Also ahme man nicht nach: So waren wir auf der Grenze von Frankreich alles französischen Wesens auf einmal bar und ledig. Ihre Lebensweise fanden wir (statt: Wir fanden die Lebensweise der Franzosen) zu bestimmt und zu vornehm, ihre Dichtung kalt (Goethe). Ebenso will uns die Beziehung eines Fürwortes auf das Bestimmungswort einer Zusammensetzung nicht gefallen, und zwar um so weniger, je eingebürgerter die Zusammensetzung ist und je weniger das Bestimmungswort nach dem Sinne der Zusammensetzung und seiner eigenen Gestalt die durch das Fürwort bezeichnete Form enthält. Man wird sich demnach solcher Beziehungen enthalten wie: Der hochdeutsche Sprachgebrauch kann nur aus sich selbst beurteilt werden; denn diese ist nicht die allgemeine Stammsprache. — Fischfang und deren Verkauf (statt Verkauf des Erträgnisses). — Die Fischerei ist in Rußland sehr wichtig, alle Gewässer wimmeln von diesen Tieren. Aus dem Briefwechsel hat der Chronist diese aufbewahrt (L. Weichmann 1919). Denn Sprachgebrauch (lateinisch einfach usus!) zeigt gar nicht mehr die volle Form des Substantivs Sprache und ist so festgeprägt, daß es schon etwas anderes bedeutet als Gebrauch der Sprache; auch Fischfang enthält den Begriff der Vielheit nicht deutlich genug, und vollends in Fischerei liegt auf der letzten Stufe nicht Fisch(e), sondern Fischer zugrunde. Auch der Bericht L. Corinths: Wir lernten Skatspielen, ein Student brachte uns ihn bei ist nicht besser. Anders muß man urteilen, wenn die Zusammensetzung mehr oder minder für den einzelnen Fall gemacht und so das Bestimmungswort in größerer Selbständigkeit oder gar in vollständiger pluralischer Form erhalten ist oder sonst die ganze Zusammensetzung den Begriff der durch das Fürwort geforderten Menge deutlich genug ausdrückt//1 Während bei dem letztern Falle im eigentlichen Sinne eine Fügung nach dem Sinne vorliegt, so beruht die Möglichkeit der freieren Fügung im ersten Falle vielmehr auf dem von mir oben angegebenen Grunde oder, wie das Paul (S. 290) bezeichnet, darauf, das solche Neubildungen noch halb syntaktische Fügungen und erst halb Zusammensetzungen sind.//. Der letzte Umstand rechtfertigt selbst eine Fügung wie die Goethes: Er hatte eine Vogelhecke darunter (unter dem Hute), die möchten hervorfliegen; oder die Grimms: Er hatte einen Ameisenhaufen zertreten, die seine Herrschaft nicht anerkennen wollten. Jenes Verhältnis läßt Fügungen berechtigt erscheinen wie die Schillers: Ein streitendes Gestaltenheer, die seinen Sinn in Sklavenbanden hielten; Es gibt im Menschenleben Augenblicke, wo er $Seite 139$ dem Weltgeist näher ist als sonst; selbst die Grimms: über Frauenputz und die Tiere, die sie auf dem Schoß hielten. In einem Adjektiv steckt das Beziehungswort in der gewiß von niemand anders gewünschten Wendung von O. Ehlers: lange Züge teebeladener Kamele oder Herden die gleiche Last tragender Esel.


Zweifelsfall

Wiederaufnahme bei Wortbildungen

Beispiel
Bezugsinstanz alt, Goethe - Johann Wolfgang, Grimm - Jacob, gegenwärtig, Corinth - Lovis, 20. Jahrhundert, Weichmann - L. (?), Lindau - Paul, Ehlers - Otto Ehrenfried, Schiller - Friedrich
Bewertung

ahme man nicht nach, berechtigt erscheinen, Durchaus als tadelnswert gilt, falsch, gewiß von niemand anders gewünschten Wendung, lieber, Man wird sich demnach solcher Beziehungen enthalten, nicht besser, rechtfertigt, sollen, statt, unbequem empfunden, vollständig in Ordnung

Intertextueller Bezug Paul: S. 290