Wenn dieses Zusammenwachsen von Formen mehr der gewöhnlicheren Schreibart angehört, so ist doch ein Verharren in der Stammform vor und, oder und einem gleichbedeutenden bis in jeder Schreibart nichts Seltenes. So wird von zwei zu einem einheitlichen Begriffe gewordenen Hauptwörtern das zweite allein gebeugt, und wenn sie verschiedenen Geschlechts sind, entscheidet es auch allein über die Wahl des Artikels: meines Grund und Bodens, mein (nicht meine, obwohl es heißt die Habe) Hab und Gut, meines Hab und Gutes; auf seinem Grund und Boden, in jener Zeit des Sturm und Dranges (DAZ. 25); in manchen Tag und Nächten (H. Claudius), (vgl. § 28 u. 85). Ebenso kann von zwei verbundenen Zahlbegriffen der erste, auch wenn er an sich der Biegung fähig ist, wie eineinhalb, zweieinhalb, ungebeugt bleiben. Ja man wird heute selten (obwohl richtig) sagen wie v. Hörmann: eine Vertiefung von einer bis zu zwei Stufen. Häufiger finden die folgenden Beispiele ihresgleichen: in einer Höhe von ein bis zwei Meter(n) (vgl. § 160, 3), vor ein und einem halben Jahre, ein Gewicht von ein(und)einhalb bis zwei Zentnern. Die Ergänzungen einer Mehrzahl aus einer folgenden Einzahl ist dann die Regel, wenn nach einer durch ein Zahlwort angegebenen oder nur angedeuteten Mehrzahl durch ein genauer berichtigend noch die Einheit oder gar durch ein halb, ein viertel u. ä. nur ein Teil davon hinzugefügt wird: hundert und ein Kamel (Rückert); tausend und ein Grund (Zschokke); aus ein paar hundert und einem halben Kongreßmanne (Eltze). Ebenso und zwar überwiegend bei mehr als ein, obwohl doch die Formel gerade im Gegensatz zur Einheit die Mehrheit betont: in mehr als einem Falle, durch mehr als einen Beweis//1 Wenn mehr als ein vor dem Subjekt steht, ist ganz entsprechend der Singular des Verbums üblich; also gewöhnlich nicht: Mir sind von unserem Neffen her mehr als ein Handelsfreund bekannt (Goethe), sondern: von deren Wesen mehr als ein Zug auf das Klärchen der Dichtung übergegangen ist (Stahr). Bei nichts als pflegt sich dagegen das Verbum durchaus nach einem auf als folgenden Plural zu richten: Eine Fabrik, in welcher nichts als Nähnadeln gemacht wurden (Hebel). Nichts als bedeutet eben lediglich nur und verliert dadurch jeden Einfluß auf die Satzfügung.// Dagegen wird in der Fügung: von den tausend und einem Mißgeschicken das Sprachgefühl durch den Widerstreit der hart aneinanderstoßenden Formen der Ein- und der Mehrzahl schwer verletzt werden. Etwas anderes ist es und wohl erträglich, wenn, wie sonst das erste, so einmal das zweite Zahlwort ungebeugt bleibt und so die Erwartung, mit dem folgenden Hauptworte in Übereinstimmung gesetzt zu sein, gar nicht erregen kann. So schreibt wieder Motleys Übersetzer Eltze: unter den fünf und eine halbe Millionen Sezessionisten; und aus demselben Grunde war: 101 ..., durch 101 Kanonenschüsse zu lesen: $Seite 139$ hundert und ein (nicht: einer) Kanonenschüsse, durch hundert und ein (nicht: einen!) Kanonenschüsse. Diese Unterlassung der Biegung an der zweiten Hälfte hat es auch ermöglicht, daß nach den Zusammensetzungen anderthalb, fünft(e)halb u. ä., statt der ursprünglich herrschenden Einzahl//1 Im Nib.-Lied z. B. fünfte halben tac; noch älter: sivonden halvon embar honegas, also wörtlich: den siebenten Eimer Honigs (nur) halb.// die Fügung nach dem Sinne mit der Mehrzahl eintrat: dritt(e) halb Ellen, anderthalb Meilen, Fügungen, die wegen ihrer Geschlossenheit besser sind als die zerdehnten ein (und) eine halbe Meile und in der feineren Schriftsprache durchaus nicht diesen zuliebe gemieden zu werden brauchten!
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