Mit ein wenig Vorsicht, mit ein Paar Pfennigen, mit einem Paar Stiefel

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 84 - 85
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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen: Pluralbildung

Genannte Bezugsinstanzen: Alt, Boyen - Hermann von, Jaenicke - Karl, Scheffel - Joseph Victor von, Literatursprache, Ursprünglich
Text

Nichts als ein unbestimmtes Für- oder Zahlwort ist auch die Verbindung ein paar (so, nicht ein Paar) in der Bedeutung einige und als solches durchaus undekliniert: Nach ein paar Jahren, mit ein paar groben Strichen. Das die Zweiheit bezeichnende Hauptwort Paar dagegen bleibt beugbar, und so steht richtig bei K. Jänike z. B. mit einem Paar schöner Mädchenaugen, aber falsch z. B. bei Boyen: mit meinen Stiefeln und ein Paar Stahlsporen und bei einer Schriftstellerin von ein paar unheimlich dunkeln Augen. Auch viel und besonders wenig bleiben als Bezeichnungen unbestimmter Mengen, zumal vor Hauptwörtern ohne Attribut, gern ohne Endung: wenig Geld, wenig Käufer, mit viel Glück und wenig Geschick, in wenig Zeit, nach wenig Stunden, Wochen; wenn durch Antreten der Endung -er Verwechslung mit dem Komparativ möglich würde, sogar immer: mit wenig Mühe ist also soviel als mit geringer Mühe, aber mit weniger Mühe soviel als mit geringerer Mühe. Einer ähnlichen Unterscheidung zuliebe hält der Gewissenhafte auch auseinander schon von sehr wenig starkem (= schon von schwachem) Weine und von sehr wenig starken Weins, welcher alte Teilungsgenetiv ursprünglich bei allen solchen Wörtern stand. Aus demselben Grunde, d. h. damit viel oder wenig nicht als nur zum Eigenschaftsworte, sondern als zur ganzen Verbindung gehörig aufgefaßt werde, ist die Beugung von wenig die Regel, die von viel immer gewählter //2 Diese Rücksicht läßt auch wenigstens vor gewichtigen Personen, auch wenn kein Attribut davor steht, die deklinierte Form wählen: mit wenigen Begleitern; von $Fußnote auf nächster Seite fortgeeführt$ vielen Offizieren; denn sie fordern Berücksichtigung jeder seiner einzelnen Person, was die Endung ausdrückt.// vor Attribut + Substan- $Seite 85$ tivum; denn wenig treue Freunde kann soviel sein als recht treulose, wie man wenige treue Freunde nicht auffassen kann. Notwendig ist die Beugung, wenn die Wörter selber mit dem Artikel verbunden sind, und niemand wird mit Scheffel schreiben: die wenig (statt wenigen) umliegenden Behausungen. — Auch andere Hauptwörter außer Paar erfaßt die Neigung ungebeugt zu beiben, vor allen Maßwörter, wenn sie formelhaft mit dem unbestimmten Geschlechtsworte und in der abgeschliffenen Bedeutung unbestimmter Zahl- und Fürwörter gebraucht werden. So stehn nebeneinander: im Dutzend(e), bis zu einem Dutzend und mit ein (selten einem) Dutzend Äpfeln, mit dem (seinem) bißchen Verstand und mit ein bißchen Witz; mit ein wenig Vorsicht. Vgl. § 184 ff.


Zweifelsfall

Maß-, Mengen- und Münzbezeichnungen: Pluralbildung

Beispiel

ein Paar, ein paar, einige, paar, mit ein paar groben Strichen, Paar, Paar, meinen, ein Paar Stahlsporen, viel, mit viel Glück, wenig, wenig, geringer, weniger, geringere, recht, die wenig umliegenden Behausungen, die wenigen umliegenden Behausungen, Dutzend, Dutzende, Dutzend, mit ein Dutzend Äpfeln, Dutzend, bisschen, mit ein bisschen Witz

Bezugsinstanz alt, Boyen - Hermann von, Jaenicke - Karl, Scheffel - Joseph Victor von, Literatursprache, ursprünglich
Bewertung

falsch, gern, gewählter, notwendig, richtig

Intertextueller Bezug