Camerarius, Ὑποθήκαι sive praecepta, 1583

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0932
Zitation Ὑποθήκαι sive praecepta, de principis officio: ad praesulem Aureatensem Mauricium Huttenum: autore Ioach(imo) Camerario Pabenperg(ensi), bearbeitet von Marion Gindhart (04.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0932
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Ὑποθήκαι sive praecepta, de principis officio: ad praesulem Aureatensem Mauricium Huttenum: autore Ioach(imo) Camerario Pabenperg(ensi)
Kurzbeschreibung Paränese für Moritz von Hutten anlässlich seiner Ernennung zum Fürstbischof von Eichstätt.
Erstnachweis 1583
Bemerkungen zum Erstnachweis Der Widmungsbrief des Druckes, der die "Ὑποθήκαι" enthält, datiert vom 01. Juli 1583; verfasst wurden sie anlässlich der Ernennung von Moritz v. Hutten zum Fürstbischof von Eichstätt (Wahl am 27.06.1539, päpstliche Konfirmation am 07.05.1540).
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1583/07/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1583/12/31
Schlagworte / Register Bildungsdiskurs; Rhetorik; Ethik; Paränese
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Opuscula moralia, 1583
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MG
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 4.02.2020
Opus Camerarii
Werksigle OC 0932
Zitation Ὑποθήκαι sive praecepta, de principis officio: ad praesulem Aureatensem Mauricium Huttenum: autore Ioach(imo) Camerario Pabenperg(ensi), bearbeitet von Marion Gindhart (04.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0932
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Ὑποθήκαι sive praecepta, de principis officio: ad praesulem Aureatensem Mauricium Huttenum: autore Ioach(imo) Camerario Pabenperg(ensi)
Kurzbeschreibung Paränese für Moritz von Hutten anlässlich seiner Ernennung zum Fürstbischof von Eichstätt.
Erstnachweis 1583
Bemerkungen zum Erstnachweis Der Widmungsbrief des Druckes, der die "Ὑποθήκαι" enthält, datiert vom 01. Juli 1583; verfasst wurden sie anlässlich der Ernennung von Moritz v. Hutten zum Fürstbischof von Eichstätt (Wahl am 27.06.1539, päpstliche Konfirmation am 07.05.1540).
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1583/07/01
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1583/12/31
Schlagworte / Register Bildungsdiskurs; Rhetorik; Ethik; Paränese
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Opuscula moralia, 1583
Carmen
Gedicht? nein
Bearbeitungsdatum 4.02.2020


Aufbau und Inhalt

Camerarius mache sich, nachdem Moritz von Hutten diese ruhmvolle Stellung erhalten habe (i.e. das Amt als Fürstbischof von Eichstätt, Wahl am 27.06.1539, päpstliche Konfirmation am 07.05.1540), Sorgen um dessen Ruf und Wohlergehen aufgrund seiner exponierten Stellung (magnitudo et excelsitas rerum tuarum, 138). Er befürchte etwa, dass Moritz den richtigen Kurs aufgrund äußerer Einflüsse nicht werde beibehalten können.
Als er Moritz neulich seine Aufwartung machte, wollte er ihm einige Gedanken mit auf den Weg geben, doch habe sich keine geeignete Möglichkeit dafür geboten. Was er damals nur ganz verkürzt sagen konnte, habe er nach seiner Rückkehr dann ausführlich schriftlich formuliert und zwar nach Art des Isokrates: Quod Isocrateo quodam filo pertextere placuit, in collectione plurimum salutarium subiectionum & sententiarum non vulgarium, quibus sciebam te vehementer delectatum iri., 139f.). Dies sei seine persönliche Freundschaftsgabe an ihn, seinem eigenen Vermögen sowie der Bildung und Rolle des Fürstbischofs entsprechend. Er nehme ihm damit ab, die wertvollen Ratschläge aus der antiken Literatur selbst als Leitfaden zusammensuchen zu müssen.
Camerarius reflektiert über die alte Frage, ob es nicht wünschenswerter sei, ein zurückgezogenes Leben mit gemäßigten Mitteln zu führen, als eine exponierte Position mit viel Ehre zu bekleiden, aber auch vielen gravierenden Nachteilen (etwa Hass und Neid Dritter, Mangel an wahren Freunden, Ängste). Ursache für letztere seien freilich oft die Potentaten selbst, die ihre Belange über das Wohl der Untertanen stellten und die Bildung vernachlässigten. Dies sei bei Moritz nicht der Fall, aber es gebe eben bestimmte Zwänge.
Er hoffe nun, dass die Schrift Moritz gefalle. Eine Mahnung und Anleitung zur virtus sei für die Herrschenden wie auch die Untertanen von größtem Nutzen. Dieses "fragilste aller Güter" (144) gelte es zu erhalten. Er könnte zahlreiche exempla virtutis aus der Antike aufzählen (ebd.), aber diese seien hinlänglich bekannt; zudem biete die Familie Hutten eigene glänzende Vorbilder. Der Geist stärke und bilde sich, wenn er kluge Reden höre; deswegen übermittele er nun Moritz seine Schrift, die ihm zu Ruhm und Ehre in seiner Position verhelfen werde. Dies werde auch nachhaltig auf seine Familie ausstrahlen. Es sei menschliche Pflicht, das eigene Leben virtute autem & laude (145) der Nachwelt zu hinterlassen.
Da Moritz dem Religionswesen vorstehe, wolle er zunächst über die pietas erga Deum (145f.) sprechen, die Ursprung und Quelle guten Verhaltens sei. Wozu ihre Vernachlässigung führe, sehe man an der depravierten Gegenwart. Er solle alles auf den Willen Gottes ausrichten, in welche Turbulenzen er auch immer gerate. Darüber hätten sie immer wieder diskutiert. Er solle seinen Weg an allen Gefahrenstellen vorbei planen und den sicheren Hafen im Blick haben (mit konkreten Hinweise, etwa der Warnung vor der Vereinnahmung durch schlechte und aufrührerische Personen).
Nach dem divinus cultus (149) komme die Sorge für die Heimat und für die Bildung, die sich in höchster Bedrohung befinde, und deren Schutz und Beförderung zum Lob Gottes beitrage, zum Wohl des Volkes und zum eigenen Ruhm. Moritz solle allen, die sich um die studia verdient machen, wohlwollend gegenüberstehen. Dies würde auch das Volk positiv beeinflussen. Mehr müsse er dazu nicht sagen, da Moritz eine entsprechende, Hoffnungen weckende Rede gehalten habe, in der er unter anderem eine Schulgründung in Aussicht gestellt habe. So planvoll wie Moritz agiere, könne man sich auch darauf verlassen, dass er von seinen Vorhaben nicht abrücke. Wichtig sei, die Notwendigkeit der Bildung für ein glückliches Leben zu sehen, die als Regulativ für die herrschenden Unsitten fungiere. Er müsse hier Vorbild für alle Bürger sein und ihnen an virtus voranstehen, so dass sie sich daran orientieren könnten und die Gemeinschaft stabilisiert werde. Für diese 'Ausbildung' möge er eine Gruppe guter und kluger Menschen beiziehen und selbst von diesen profitieren. Er solle niemand unter seinen Vertrauten haben, der einen offensichtlichen Fehler habe. Er solle auch sein ingenium und seine rhetorischen Fähigkeiten weiter verfeinern; diese seien die instrumenta principatus (152), auch wenn einige Potentaten ihre Pflege verachteten. Er solle hierbei sowohl Nachlässigkeit als auch zu große Perfektion vermeiden (mit weiteren Ratschlägen u.a. zur Gestaltung der Rede, zum Stil, insb. zur dosierten facetia). Eingenommen und lenkbar werden die Zuhörer durch Milde und Sanftmut, kontraproduktiv sei die dominationis saevitia (154). Die Angelegenheiten der Bürger sollten genau angehört und gerecht entschieden werden (mit weiteren Ratschlägen zur Lenkung).
Die Besten solle er sich mit Freundschaft verpflichten, da die Ratschläge von Freunden essentiell für die Festigung der Herrschaft seien, während der Einfluss der Schmeichler Herrschern wie Untertanen schade (exempla: Antonius, der durch Zureden seiner Leidenschaft für Cleopatra nachgab; Dido, die auf ihre Schwester Anna hörte). Um die besten Berater zu finden, wird ein Katalog von Eigenschaften und Verhaltensweisen genannt; zugleich wird Moritz eindringlich vor Schmeichlern gewarnt. Die Kritik der (schwer zu findenden) guten Berater solle er annehmen und ihnen auch Fehler verzeihen (historiola: Antiochus fragt incognito nach der Meinung über den König, erhält Lob, aber Tadel, dass er sich der Dienste schlechter Menschen bediene und sich selbst mehr um die Jagd als um den Staat kümmere; seinem Gefolge sagt er daraufhin, dass er zum ersten Mal seit dem Umgang mit ihnen die Wahrheit über sich gehört habe; Lob des gebildeten Ungarnkönigs Matthias Corvinus, der sich auf der Jagd absichtlich absentiert habe, um die Meinung des einfachen Volkes über die Regierung zu erfahren). Schlechte Menschen mit bösen, neidvollen Absichten ließen sich leicht enttarnen. Wenn man sie nicht ganz loswerden könne, solle man sie mit unwichtigen Dingen betrauen. Vor allem müsse sich Moritz vor den Verleumdern hüten und Freude aus dem Umgang mit seinen Vertrauten ziehen. Er solle maßvoll und gerecht agieren und damit genuin menschliche Tugenden pflegen, die allen zugute kommen (mit weiteren exempla für die Folgenden mangelnder temperantia: Raub der Helena, Lapithenhochzeit, Antonius und Cleopatra, der habsburgisch-französische Gegensatz). Sein Verwandter (Ulrich von Hutten) habe zwar alle Tugenden besessen, doch gerade die temperantia nicht in vollem Maße gepflegt, worunter sein Ruf gelitten habe und wodurch er sich eine Krankheit (die Syphilis) zugezogen habe.
Er empfiehlt des weiteren einen maßvollen Umgang mit Geld und warnt vor Begehrlichkeiten. Er plädiert für umsichtige Entscheidungen und Ratschläge und deren bedachte Umsetzung und fordert auf, sich durch Gleichmut von der fortuna zu emanzipieren (172f.). Pracht und Glanz sollten nicht durch große Ausgaben erworben werden, sondern durch die Persönlichkeit und durch Wohltaten gegenüber denjenigen, die sie verdienten.
Diese "Blütenlese" an Ratschlägen wolle er Moritz als ersten Anstoß verehren. Er könne sie nach Belieben nutzen oder selbst bessere finden. Er bitte Gott, der Moritz in diese Position gebracht habe, um weitere Lenkung und Beschirmung zum eigenen Ruhm und Wohl des Gemeinwesens.