Cordus an Camerarius, 04.1521

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Cordus an Camerarius, 04.1521April 1521 JL
 Briefdatum
Cordus an Camerarius, 24.05.152124 Mai 1521 JL
Werksigle OCEp 0366
Zitation Cordus an Camerarius, 04.1521, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (17.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0366
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D8v-E1r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen Böcking 1859, S. 51, Nr. CCXXXVIIII; Krause 1863, S. 68, Anm. 1 (Auszug)
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Euricius Cordus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1521-04
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum lt. Böcking 1859, S. 51; s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn 1521/04/21
Unscharfes Datum Ende 1521/04/30
Sprache Latein
Entstehungsort Köln
Zielort Erfurt
Gedicht? nein
Incipit Falleris, Ioachime, si serio
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Redaktionelle Überarbeitung; Habsburgisch-französischer Gegensatz
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:AK
Gegengelesen von Benutzer:US; Benutzer:VG
Datumsstempel 17.07.2023
Werksigle OCEp 0366
Zitation Cordus an Camerarius, 04.1521, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (17.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0366
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D8v-E1r
Sonstige Editionen Böcking 1859, S. 51, Nr. CCXXXVIIII; Krause 1863, S. 68, Anm. 1 (Auszug)
Fremdbrief? nein
Absender Euricius Cordus
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1521-04
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum lt. Böcking 1859, S. 51; s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn 1521/04/21
Unscharfes Datum Ende 1521/04/30
Sprache Latein
Entstehungsort Köln
Zielort Erfurt
Gedicht? nein
Incipit Falleris, Ioachime, si serio
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Redaktionelle Überarbeitung; Habsburgisch-französischer Gegensatz
Datumsstempel 17.07.2023


Zielort erschlossen

Hinweise zur Datierung

Die erwähnte Reise mit Georg Sturtz nach Italien legt den Brief auf das Frühjahr 1521 fest (vgl. Krause 1879, S. I, 240). Da das erwähnte Osterfest im Jahr 1521 auf den 31.03.1521 fällt und wohl noch nicht lange zurückliegt, ergibt sich für als wahrscheinliches Datum der April 1521. Cordus begleitete Martin Luther 1521 zum Reichstag nach Worms (vgl. OCEp 0367), wo sie am 16.04. eintrafen. Für die Weiterreise nach Köln sowie den dortigen Aufenthalt kann man mindestens fünf Tage annehmen. Da Cordus aber bereits am 21.5. aus Ferrara schrieb, wird der Brief zwischen dem 21.04. und dem 30.04. entstanden sein.

Regest

Camerarius täusche sich, wenn er glaube, Cordus werde mit ihm während seiner Abwesenheit auf ernsthafte Weise reden. Er könne nicht aufhören, nach alter Gewohnheit Unsinn zu erzählen (ineptire). Neulich habe er ihm aus Mainz bloßen Unsinn über einen barfüßigen kordeltragenden Mönch (monachus discalceatus funiger; unklar) geschrieben. Was aber seien solche Mönche außer bloßer Unsinn? Er schreibe nun über noch Unsinnigeres, nämlich die Kölner Theologen. Wenn Camerarius nun glaube, sie seien aus Fleisch und Blut (carnales), wie es die meisten bisher taten, irre er sich. Aber wenn er hoffe, dass sie schon Geistwesen (spirituales) seien, täusche er sich wieder. Also müsse Camerarius auch gar nicht erst fragen, was von beiden sie seien, da er ja wisse, dass sie nichts davon seien. "Wer sind sie dann?", frage er. Sie seien bloße Reliquienverwalter (ossarii). Denn hier (in Köln) werde nichts anderes verehrt außer Knochen, verpackt in Seide, Gold und Edelsteine. Es seien aber so viele, daß man glauben könnte, sie hätten so gut wie alle Leichenhäuser geplündert. Camerarius könnte hier sehen, wie das betende Volk vor diesen nugae niederfalle.

Cordus habe hier (in Köln) nichts Sehenswertes gesehen, außer den drei Königen: Graf (Hermann von) Neuenahr (d.Ä.), (Johannes) Caesarius und (Jakob) Sobius. Über die anderen wisse er nichts. Dennoch wolle er lieber glauben als verbrannt werden. Da er nicht von seiner Nichtsnutzigkeit lassen könne, habe er innerhalb von drei Tagen "einige Hornissen" mit einem Gedicht aufgescheucht / mit Spott überzogen (exagitavi). Neuenahr habe es gefallen und er habe es als ausgezeichnet beurteilt.

Aus dem Brief von Georg Sturtz wisse Camerarius sicher, dass sie ihren Plan, nach Paris zu gehen, geändert hätten (s. Anm.). Es gebe viele Gründe dafür, aber der wichtigste sei, dass viele Gefechte zwischen den Franzosen und den Deutschen (s. Anm.) entstünden und ein Krieg gegen den Kaiser (Karl V. (HRR)) angestrebt werde. Man sage, die Franzosen hätten an den Osterfeiertagen Lüttich angegriffen und versucht, sie durch einen Hinterhalt einzunehmen. Alle, die in der Stadt an diesen Plänen beteiligt waren, hätten angeblich schon die verdiente Strafe erhalten. In Frankreich würden sie also nirgends sicher sein. Deshalb hätten sie sich entschieden, nach Italien zu gehen. Die Reise wollten sie morgen früh antreten. Dieses Land sei sicherer und für sein Medizinstudium besser geeignet.

Über Ulrich von Hutten schreibe er Genaueres an den Forchheimer (wohl Georg Petz; s. Anm.), der Camerarius die Briefe von Cordus zweifellos zeigen werde, ganz so wie Camerarius auch diesen Brief mit ihm teilen solle.

Camerarius solle sich gut um Cordus' Sohn (Lucianus Cordus) kümmern und ihn mit väterlicher Sorge erziehen.

Lebewohl. Grüße an alle Freunde.

(Anne Kram)

Anmerkungen

  • "ihren Plan, nach Paris zu gehen, geändert hätten": Cordus ist stattdessen mit Sturtz nach Italien gereist, um in Ferrara Medizin zu studieren, wie wir aus einem Brief von Sturtz an Camerarius vom 7.7.1521 erfahren (vgl. auch Cordus an Camerarius, 24.05.1521 (Erlangen, UB, Trew, E. Cordus Nr. 1; http://www.aerztebriefe.de/id/00004444).
  • "große Gefechte zwischen den Franzosen und den Deutschen": Gemeint ist wohl der anstehende erste Krieg von Karl V. gegen Franz I. (Frankreich) (1521-1525) im Zuge des französisch-habsburgischen Konflikts.
  • "Cordus' Sohn (Lucianus Cordus)": Lucianus Cordus wurde 1521 bei Joachim Camerarius in Erfurt erzogen.
  • "wohl Georg Petz": Krause 1879, S. I, 224 legt nahe, dass Cordus sowohl Georg Helt als auch Georg Petz kannte. Georg Helt hat er wohl 1513/14 in Leipzig kennengelernt, als Camerarius dessen Zögling war, Georg Petz dann 1518 in Erfurt, als Camerarius wiederum in dessen Kolleg wohnte. Laut Krause 1879, S. I, 224 Anm. 2 wird Georg Petz von Eoban Hessus (und damit vielleicht auch vom restlichen Erfurter Humanistenkreis, dem auch Cordus angehört) Georg Forchheim genannt. Für Georg Petz spricht auch, dass dieser in Sturtz' Brief an Camerarius vom 7.7.1521 als Vorchemius betitelt wird und er den Brief in Camerarius' Abwesenheit annehmen solle.

Literatur und weiterführende Links