Camerarius, Μέλος Ἐπικήδειον, 1562

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0698
Zitation Μέλος ἐπικήδειον. Κορύδων ἢ θρῆνοι, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0698
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Griechisch
Werktitel Μέλος ἐπικήδειον. Κορύδων ἢ θρῆνοι
Kurzbeschreibung Trauergedicht in Form eines bukolischen Dialoges. Sein Gegenstand ist der Konflikt zwischen Flacianern (strenge Lutheraner; ernestinisches Sachsen) und Philippisten (kompromissbereit gegenüber Katholiken; albertinisches Sachsen). Hierbei nimmt das Epicedium polemisch-satirische Züge an, wobei es sich der Fabel und der Allegorese von Mythen bedient. Ebenso wird ein Nachruf auf Philipp Melanchthon integriert. Das Gedicht endet in einem Städtevergleich zwischen Wittenberg und Jena.
Erstnachweis 1562
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1562/08/30
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1562/12/31
Schlagworte / Register Bukolik; Epicedium; Polemik (konfessionell); Satire; Fabel; Allegorie; Nachruf; Städtelob; Gnesiolutheranismus; Philippismus; Innerprotestantische Krise
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Ecloga de morte Iohannis Stigeli, 1562; Camerarius, Eclogae, 1568
Erstdruck in Camerarius, Ecloga de morte Iohannis Stigeli, 1562
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 73-82
Carmen
Gedicht? ja
Nachruf auf Johann Stigel
Incipit Ἦς χρόνος ἁνικα τέρμα νότου κάμψας τροπιάσδον
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von Benutzer:MG
Bearbeitungsdatum 15.06.2021
Opus Camerarii
Werksigle OC 0698
Zitation Μέλος ἐπικήδειον. Κορύδων ἢ θρῆνοι, bearbeitet von Jochen Schultheiß (15.06.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0698
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Griechisch
Werktitel Μέλος ἐπικήδειον. Κορύδων ἢ θρῆνοι
Kurzbeschreibung Trauergedicht in Form eines bukolischen Dialoges. Sein Gegenstand ist der Konflikt zwischen Flacianern (strenge Lutheraner; ernestinisches Sachsen) und Philippisten (kompromissbereit gegenüber Katholiken; albertinisches Sachsen). Hierbei nimmt das Epicedium polemisch-satirische Züge an, wobei es sich der Fabel und der Allegorese von Mythen bedient. Ebenso wird ein Nachruf auf Philipp Melanchthon integriert. Das Gedicht endet in einem Städtevergleich zwischen Wittenberg und Jena.
Erstnachweis 1562
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1562/08/30
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1562/12/31
Schlagworte / Register Bukolik; Epicedium; Polemik (konfessionell); Satire; Fabel; Allegorie; Nachruf; Städtelob; Gnesiolutheranismus; Philippismus; Innerprotestantische Krise
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Ecloga de morte Iohannis Stigeli, 1562; Camerarius, Eclogae, 1568
Carmen
Gedicht? ja
Nachruf auf Johann Stigel
Incipit Ἦς χρόνος ἁνικα τέρμα νότου κάμψας τροπιάσδον
Bearbeitungsdatum 15.06.2021


Aufbau und Inhalt

Das Gedicht geht über ein bloßes Trauergedicht hinaus. Die topischen Darlegungen zur Vita und zum sozialen Status der verstorbenen Person fehlen. Das Gespräch des dialogischen, bukolischen Gedichtes findet zwölf Tage nach dem Tod Stigels statt. Primärer Gegenstand ist der Konflikt zwischen Flacianern (strenge Lutheraner; ernestinisches Sachsen) und Philippisten (kompromissbereit gegenüber Katholiken; albertinisches Sachsen). Hierbei nimmt das Epicedium polemisch-satirische Züge an, wobei es sich der Fabel und der Allegorese von Mythen bedient. Ebenso wird ein Nachruf auf Philipp Melanchthon integriert. Das Gedicht endet in einem Städtevergleich zwischen Wittenberg und Jena (zum Inhalt vgl. Mundt 2004, S. 277-278). Wichtige Prätexte stellen Theokrit, Id. 1 (Klage um Daphnis), Id. 7 (strukturelles Modell mit Begegnung auf dem Weg und Herausforderung zum Gesangswettbewerb) und die Klage um Adonis des Bion von Smyrna dar. In der Verwendung von Fabeltieren zu konfessionspolemischen Zwecken steht Camerarius in der Tradition von Johann Majors "Synodus avium" (zu dem literarischen Modell vgl. Mundt 2004, S. 278).
Nach Mundt 2004, S. 279-281 erklären sich die verschiedenen Formen der Polemik als Reaktion auf einen vorausgehenden Wechsel polemischer Schriften zwischen Camerarius und Gnesiolutheranern. Camerarius verfasste anonym eine Verteidigung Melanchthons gegen die Gnesiolutheraner in der "Querela Luteri, seu Somnium" (Basel 1554, ND 1555). Gegen eine hierauf erschienene Gegenschrift von Johann Stoltz wendet er sich mit der wiederum anonymen Schrift "Onar hypar, seu Syndicus Querelae M(artini) Luteri" und dem ebenso anonymen "Epilogus de Querela Somnii, seu dramatos oniropoletici Catastrophe".
Korydon ist mit Camerarius zu identifizieren. Menalkas ist eine nicht konkretisierbare Person aus Jena, die bei Stigels Bestattung zugegen war (vgl. Mundt 2004, S. 281). Die "schlechten Hirten" (v. 8), denen seine Kälber ausgesetzt sind, können mit den Gnesiolutheranern identifiziert werden. Korydon ist in Begleitung seiner Söhne, wodurch auf Philipp Camerarius verwiesen ist. Der Fluss Saale (Σάλα, später auch: Σαλάνα) in Thüringen (γᾶς Δυριγγῶν), das auch Weinbau und Getreideanbau betreibt und von Wald umgeben ist, verweist auf Jena als Ort des Geschehens. Mit dem Rinderhirten, der dem Ort den Namen ἕδος Σαλάνας / Σαλάνα gegeben hat, ist Johann Friedrich I. der Großmütige gemeint, mit Amyntas wohl Johann Friedrich II.. Johann Stigel selbst wird nicht allegorisch verschlüsselt: Στιγέλιος. Korydon habe ihn erst kürzlich an der Elster (Gen. Ἐλίστρου) als Gast empfangen, was die Identifikation mit Camerarius untermauert. In Menalkas' Nachruf wird er als Dichter betrauert.
In der fabulös-satirischen Metaphorik werden die Gnesiolutheraner außer mit Wespen auch mit Fröschen identifiziert, wobei Camerarius Aristophanes rezipiert. Sie bedrängen Salana, werden dann aber vom Herzog vertrieben. Ebenso steht Niketas, der mit Victorinus Strigel zu identifizieren ist, Salana bei. Mit dem Kuckuck wird Matthias Flacius Illyricus beschrieben. Auch auf weitere Gnesiolutheraner wird durch Tiere angespielt: Uhu - Johann Stoltz; Hahn - Nikolaus Gallus. Im Gegenzug werden die Philippisten mit angenehm klingenden Vögeln gleichgesetzt: Nachtigall (ἀηδών; später Φιλώνδας) - Philipp Melanchthon; Stieglitz (ἀκανθίς, ίδος) - Johann Stigel; Fink (σφίζα) - Johann Major; Haubenlerche (κορυδαλλίς) - Johannes Mathesius. Ebenso findet sich die Verschlüsselung über verschiedene Berufsgruppen: Schmied (χαλκεύς) - Johannes Aurifaber; Flickschneider (ῥάπτας) - Erasmus Sarcerius. Auch Mythen werden allegorisch zur konfessionellen Polemik verwenden: Γαλάτεια (Wittenberg) hat von Κύκλωψ (Gnesiolutheraner) die beiden Söhne Ἴλλυρα (Akk.) (Matthias Flacius Illyricus) und Γαλάτης (Nikolaus Gallus) (vgl. Mundt 2004, S. 286-290). Wittenberg (Λευκόριον) wird um die Aufnahme der Kinder des Philondas gebeten.
Menalkas ordnet die Totenklage in eine Reihe mit der Trauer um wichtige griechische Dichter ein (Philetas von Kos, Kallimachos, Theokrit, Bion von Smyrna). Wichtiges Modell der literarischen Trauer ist auch Moschos mit seiner Totenklage auf Bion.

Anmerkungen

Ludwig Camerarius weist in seinem Nachwort zur Eklogen-Ausgabe von 1568 hinsichtlich dieses Gedichts auf die zahlreichen Anfeindungen hin, denen Stigel durch seine Gegner ausgesetzt gewesen sei und die zu seinem vorzeitigen Tod geführt hätten (S. 137).

Überlieferung

In der Eklogensammlung von 1568 ist diese Ekloge 17 gemeinsam mit der folgenden Ekloge 18 (Camerarius, Versus epithalamii, 1563) das einzige bukolische Werk, für das ein konkreter Erstdruck nachgewiesen werden kann (vgl. Mundt 2004, S. 266).

Forschungsliteratur

Mundt 2004, S. 118-131 (Textausgabe und Übersetzung); S. 276-290 (Kommentar).