Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Camerarius an Micyllus, 04.01.15374 Januar 1537 JL
Camerarius an Micyllus, 15371537 JL
Camerarius an Micyllus, 25.10.153625 Oktober 1536 JL
 Briefdatum
Camerarius an Micyllus, 13.12.154013 Dezember 1540 JL
Micyllus an Camerarius, 10.09.155210 September 1553 JL
Micyllus an Camerarius, vor dem 28.01.155828 Januar 1558 JL
Werksigle OCEp 0450
Zitation Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (07.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0450
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. T3r-T4v
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Jakob Micyllus
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum: nicht allzu lange nach 09.08.1540; s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn 1540-08-09
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Tübingen
Zielort Frankfurt am Main
Gedicht? nein
Incipit Tuae mihi litterae, nescio quo tabellario afferente ad V. Id. Sextilis redditae fuere
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Biographisches (Universitätswesen)
Handschrift nicht gesehen
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen MH an US: Unsicher: Denn da Micyll nach einem dauerhaften Wohnsitz suche, wäre es doch schicklich, dass http://kallimachos.de/camerarius/index.php?title=Camerarius_an_Micyllus,_nach_09.08.1540&action=formedit#BearbeitungsstandCamerarius ihn vorher darauf hingewiesen hätte, wenn sich hier (in Tübingen) etwas (Negatives) ereignet habe, bevor er ihn zur Annahme der Stelle dränge. Er sehe es als seine Aufgabe an, es Micyll nicht zu verschweigen, wenn er etwas finde, das seiner Würde abträglich oder zu seinem Nachteil sei, aus vielen Gründen aber glaube er es vermeiden zu müssen, auch noch nach (Gründen für) eine Empfehlung zu suchen.
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 7.07.2019
Werksigle OCEp 0450
Zitation Camerarius an Micyllus, nach 09.08.1540, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (07.07.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0450
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. T3r-T4v
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Jakob Micyllus
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D.; ermitteltes Datum: nicht allzu lange nach 09.08.1540; s. Hinweise zur Datierung
Unscharfes Datum Beginn 1540-08-09
Sprache Latein
Entstehungsort Tübingen
Zielort Frankfurt am Main
Gedicht? nein
Incipit Tuae mihi litterae, nescio quo tabellario afferente ad V. Id. Sextilis redditae fuere
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Biographisches (Universitätswesen)
Datumsstempel 7.07.2019


Entstehungs- und Zielort ermittelt.

Hinweise zur Datierung

Terminus ante quem: Der Brief ist während der Zeit entstanden, als Camerarius in Tübingen war, d.h. vor seiner Berufung nach Leipzig (am 3.9.1541). Camerarius erwähnt auch Gerüchte, dass man ihn nach Sachsen berufen wolle, weiß aber noch nichts Konkretes. Da die Verhandlungen viel Zeit im Jahr 1541 in Anspruch nahmen, dürfte als frühestmögliches Jahr 1540 in Betracht kommen.

Regest

Camerarius habe den Brief Micylls durch irgendeinen Boten am 9. August erhalten. Micyll hatte in dem Schreiben mitgeteilt, dass die beiden Briefe angekommen seien, wegen deren Zustellung Camerarius so besorgt gewesen sei. Sie hätten nämlich nicht in andere Hände fallen dürfen. Zudem habe Camerarius durch die Gewissenhaftigkeit bei der Aufrechterhaltung des Briefkontakts seine enge Freundschaft zu Micyll bekunden wollen.

Micyllus schreibe, Michael (Roting?) habe ihm berichtet, dass Camerarius von den Sachsen (i.e. nach Leipzig) berufen werde. Freilich gebe es Gerüchte, die auch bis hierher (nach Tübingen) vordrangen, aber Camerarius wisse nicht, was es damit auf sich habe. Nichts ziehe Camerarius (aus Tübingen) weg und er wolle auch nicht weggehen. Er sei es zwar schon gewöhnt, aber es schmerze ihn, dass es hier sonst niemanden gebe, der den schönen Künsten und Disziplinen so zugeneigt sei wie er selbst.

Der Fürst (Ulrich von Württemberg) sei äußerst großzügig, schäme sich schon längst einiger seiner (früheren) Fehltritte und widme sich der (Reform der) Universität (Tübingen), aber die hiesigen Adligen (nostri proceres) nähmen diese Chance (τὸ παρὼν καιρός) gar nicht wahr.

Er könne sich nicht wirklich Hoffnungen für den Staat (= für das Vorankommen der Universität) machen oder Pläne für sein Privatleben fassen. Denn vieles oder vielmehr alles sei, gelinde gesagt, nur nachlässig betrieben worden, darunter auch jene geheimen Dinge (μυστηριώδη), die er in einem Brief nicht zu erklären wage. Wenn er nur einen Gefährten hätte, mit dem er seine Sorgen oder sein Schicksal teilen könnte, wäre er zuversichtlicher. Aber bisher sei ihm diese Gnade versagt geblieben. Camerarius habe ja schon einmal Micyll zu sich (nach Tübingen) holen wollen (vgl. Camerarius an Micyllus, 04.01.1537), aber obwohl dieser damals nicht völlig abgeneigt schien, hatte er doch in einem Gespräch mit Philipp (Melanchthon) die Sache rundheraus abgelehnt, weswegen Camerarius danach (darüber) geschwiegen habe. Wie Elektra in der Tragödie (des Sophokles) sage, behaupte er (sc. Micyll) zwar auch jetzt, dass er kommen werde, tue aber nichts von dem, was er sage. Camerarius habe sich also, von Micylls Brief angeregt, dazu entschlossen, erneut mit ihm über die Sache (d.h. eine mögliche Berufung) zu verhandeln. Micyll werde sagen: "Warum solltest du das tun? Du weißt ja nicht einmal, was mit dir passieren wird." Im besten Fall allerdings schon - bald werde man mehr wissen -, den er sich so ausmale: Sollte sich Micyllus dazu entscheiden, (Frankfurt am Main) zu verlassen, ein Leben wie Camerarius (als Universitätsprofessor) zu führen und es mit Camerarius (in Tübingen) zu versuchen, dann werde er hier ein angenehmes und gutes Leben führen können, ebensogut wie anderswo. Camerarius schreibe darüber so wenig, weil er wolle, dass sich Micyll aus freien Stücken entscheide und nicht, weil Camerarius ihn überrede. Denn da Micyll nach einem dauerhaften Wohnsitz suche, wäre es doch schicklich, dass Camerarius ihn vorher darauf hinwiese, falls sich hier (in Tübingen) etwas (Negatives) ereigne, bevor er ihn zur Annahme der Stelle dränge. Er sehe es als seine Aufgabe an, es Micyll nicht zu verschweigen, wenn er etwas finde, das seiner Würde abträglich oder zu seinem Nachteil sei, aus vielen Gründen aber glaube er es vermeiden zu müssen, auch noch nach (Gründen für) eine Empfehlung zu suchen.

Es fehle hier an einem Professor für die lateinische Sprache und an einem tüchtigen und gelehrten Mann, der das Paedagogium leite. Camerarius wolle es nicht hinnehmen, dass diese Stellen weiterhin unbesetzt blieben. Viele Werke, insbesondere seine Verse, bekundeten Micylls Befähigung auf dem Gebiet der lateinischen Sprache. Micyllus wisse, wie sehr ihn Camerarius schätze, und Camerarius habe es auch oft genug zum Ausdruck gebracht. Er wolle niemanden lieber als Micyllus hier (in Tübingen) haben. Sollte Micyllus einverstanden sein, werde Camerarius mit allen Kräften auf seine Berufung hinarbeiten oder selbst den unfruchtbaren Acker (i.e. Tübingen) verlassen. Hoffentlich finde man auch durch Micylls Hilfe einen geeigneten Leiter für das Paedagogium, der ehrlich sei und gute Fähigkeiten als Verwalter habe. Aber darum werde man sich später kümmern. Micyllus müsse nun eine Entscheidung treffen und solle ihm möglichst bald mitteilen, was Camerarius tun solle (i.e. ob er die Berufung Micylls betreiben solle). Lebewohl.

(Manuel Huth / Michael Pöschmann)