Narragonien: Unterschied zwischen den Versionen
Aus Kallimachos
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Das 1.10.2014 im Rahmen von „Kallimachos“ gestartete Projekt „Narragonien digital“ will die Textualität, Medialität und Überlieferungsgeschichte des ‚Narrenschiffs‘ in einer digitalen Edition abbilden. Die geplante synoptische Präsentation in der Online-Edition zielt darauf ab, das komplexe Seitenlayout der Narrenbücher in seiner Intermedialität zu veranschaulichen, die historischen Text-, Bild- und Layouttransformationen zu dokumentieren und die geschichtliche Eigenbewegung dieses „Bildbuchs“ (J. Knape) im 15. Jahrhundert kommentierend zu erläutern. | Das 1.10.2014 im Rahmen von „Kallimachos“ gestartete Projekt „Narragonien digital“ will die Textualität, Medialität und Überlieferungsgeschichte des ‚Narrenschiffs‘ in einer digitalen Edition abbilden. Die geplante synoptische Präsentation in der Online-Edition zielt darauf ab, das komplexe Seitenlayout der Narrenbücher in seiner Intermedialität zu veranschaulichen, die historischen Text-, Bild- und Layouttransformationen zu dokumentieren und die geschichtliche Eigenbewegung dieses „Bildbuchs“ (J. Knape) im 15. Jahrhundert kommentierend zu erläutern. | ||
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==Ein Schlüsseltext der Frühen Neuzeit== | ==Ein Schlüsseltext der Frühen Neuzeit== | ||
Das ‚Narrenschiff‘ von 1494 gilt als ein Schlüsseltext der Frühen Neuzeit. Mit der spitzen Feder des Moralsatirikers beschreibt der Humanist und Jurist Sebastian Brant hier die kleinen Schwächen, lässlichen Missetaten und gravierenden Sünden seiner Zeitgenossen und veranschaulicht sie in der Figur des Narren, der sich durch Torheit und fehlende moralisch-sittliche Einsicht kennzeichnet. Die Basler Erstausgabe von 1494 präsentiert eine bunte Revue von 109 Narrentypen, die jeweils für eine bestimmte Verfehlung stehen und stets in einem Holzschnitt und einem Spruchgedicht vor Augen gestellt werden. Brants ‚Narrenschiff‘ darf als das Gründungsdokument der frühneuzeitlichen Narrenliteratur gelten, und zugleich zählt es zu den ambitioniertesten intermedialen Experimenten der Frühdruckzeit. Seinen enormen Erfolg auf dem europäischen Buchmarkt belegen zahlreiche Neuauflagen, Nachdrucke und Übertragungen in die lateinische und in mehrere Volkssprachen, die noch im 15. Jahrhundert im Druck erschienen sind. | Das ‚Narrenschiff‘ von 1494 gilt als ein Schlüsseltext der Frühen Neuzeit. Mit der spitzen Feder des Moralsatirikers beschreibt der Humanist und Jurist Sebastian Brant hier die kleinen Schwächen, lässlichen Missetaten und gravierenden Sünden seiner Zeitgenossen und veranschaulicht sie in der Figur des Narren, der sich durch Torheit und fehlende moralisch-sittliche Einsicht kennzeichnet. Die Basler Erstausgabe von 1494 präsentiert eine bunte Revue von 109 Narrentypen, die jeweils für eine bestimmte Verfehlung stehen und stets in einem Holzschnitt und einem Spruchgedicht vor Augen gestellt werden. Brants ‚Narrenschiff‘ darf als das Gründungsdokument der frühneuzeitlichen Narrenliteratur gelten, und zugleich zählt es zu den ambitioniertesten intermedialen Experimenten der Frühdruckzeit. Seinen enormen Erfolg auf dem europäischen Buchmarkt belegen zahlreiche Neuauflagen, Nachdrucke und Übertragungen in die lateinische und in mehrere Volkssprachen, die noch im 15. Jahrhundert im Druck erschienen sind. | ||