Das Teilprojekt vernetzt die Würzburger Forschungsstelle Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der griechisch-arabisch-lateinischen Tradition unter der Leitung von Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse mit den Stilometrie-Arbeitsgruppen des Würzburger Lehrstuhls für Computerphilologie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte und der Professur für Korpuslinguistik der FAU Erlangen-Nürnberg. Ziel des Projekts ist die Identifizierung anonymer Übersetzer in einem Korpus lateinischer Übersetzungen von arabischen philosophischen Texten. Die Übersetzung zahlreicher Texte aus dem Arabischen ins Lateinische beeinflusste im 12. Jh.die Entwicklung der europäischen Wissenschaften aller Fachgebiete maßgeblich. Dennoch sind viele der Übersetzungen nur anonym überliefert. Dazu werden philosophische, astronomische und astrologische Texte zunächst digitalisiert, um anhand dieses Textcorpus charakteristische stilistische Merkmale zur Identifizierung anonymer Übersetzer mit computergestützten stilometrischen und philologischen Methoden ermitteln zu können. Die dabei zum Einsatz kommenden Methoden fallen in zwei Bereiche:
Die Attribuierung der Urheberschaft wird erschwert durch Doppelübersetzungen des selben Originaltextes durch zwei Übersetzer, durch Überarbeitung bereits vorhandener Übersetzungen und durch die Zusammenarbeit einiger Übersetzer. Zudem erfordert die unterschiedliche inhaltliche Ausrichtung der Texte besondere Beachtung bei der stilometrischen Analyse. Als Voraussetzung für die computergestützten Analysen ist zunächst eine genaue philologische Aufarbeitung der Textgrundlage und eine Erfassung vorhandener Editionen und Manuskripte erforderlich. Insbesondere ist der gegenwärtige Forschungsstand zu den Übersetzerattribuierungen und zur Datierung der anonymen Übersetzungen im 12. Jahrhundert zu erfassen.
Die Textsammlung wurde mit dem philologischen Ziel angelegt, die Übersetzer zu identifizieren, die im 12. Jahrhundert eine Vielzahl von Texten aus dem Arabischen ins Lateinische übertragen und damit in verschiedenen Disziplinen die weitere Entwicklung der europäischen Wissenschaften nachhaltig beeinflusst haben. Obwohl der Fokus unserer Forschungen auf den Übersetzungen liegt, die in Spanien im 12. Jahrhundert entstanden sind, werden zur Abgrenzung der individuellen Übersetzerstile auch einige wenige spätere arabisch-lateinische Übersetzungen herangezogen. Auf Grundlage der Textsammlung ist das Ziel insbesondere die Überprüfung der Hypothese, dass Dominicus Gundsalvi in Toledo für viele dieser Übersetzungen verantwortlich war.
Unser Korpus besteht aus Texten unterschiedlicher Autoren aus den Bereichen Philosophie, Mathematik, Astronomie, Astrologie, Medizin, Geologie und Metereologie, aber auch um religiöse, magische und alchemistische Traktate. Etwa die Hälfte der Übersetzungen ist nur anonym überliefert. Mit den bereits digitalisierten Texten sind elf identifizierte Übersetzer in unserem Textkorpus vertreten:
Um stilometrische Analysen zur Übersetzerattribution durchführen zu können, muss zunächst ein maschinenlesbares Textkorpus einschlägiger Texte erstellt werden – und zwar sowohl von Texten mit geklärter als auch mit ungeklärter Übersetzerschaft. Hierzu sind folgende Schritte geplant:
Das zusammengestellte digitale Textkorpus wird mit verschiedenen stilometrischen Ansätzen sukzessive erschlossen, um Kriterien zur Übersetzerattribution der anonym übersetzten Texte erstellen. Im Rahmen von KALLIMACHOS werden hierzu folgende Arbeitsschritte durchgeführt:
Um ausgehend von den festgelegten Kriterien Hypothesen zur Übersetzeridentität der anonym übersetzten Texte zu entwickeln und zu überprüfen, sind die folgenden Teilschritte geplant:
Philosophie- und Wissenschaftsgeschichte der griechisch- arabisch- lateinischen Tradition
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