Ohne und wegen
Buch | Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs. |
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Seitenzahlen | 141 - 141 |
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Unsicherheit |
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In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle
Behandelter Zweifelfall: | |
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Genannte Bezugsinstanzen: | Alt, Avonianus, Freytag - Gustav, Stehr - Hermann, Gegenwärtig, Mundart, Neu, Schlesien, Schriftsprache, Ursprünglich, Volk |
Text |
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Durchaus gebührt ohne der vierte Fall: ohne dich, ohne das Kind, und wegen der zweite: wegen des Vergehens oder des Vergehens wegen. Die ursprünglichere Form von wegen mit zwischengestelltem Genetiv kommt der Schriftsprache nur noch in den Formeln: von Amts wegen, von Rechts wegen zu; dagegen hüte man sich, die volksmäßige Verunstaltung: mit jemand von wegen einem Vorkommnisse reden müssen u. ä. nachzuahmen. Wegen und das gleichbedeutende halben//1 Die halbe = die Seite; auch die Formen halb und halber kommen vor.//sowie (um...) willen sind nämlich Hauptwörter, jene im dritten Falle der Mehr-, dieses im vierten der Einzahl, und demgemäß fordern sie den Genetiv und statt des Genetivs der persönlichen Fürwörter das besitzanzeigende Fürwort neben sich, und zwar dieses heute in der lautlich bequemsten Form: meinet-, deinet-, euret-, ihretwegen//2 Zuerst stand hier der regelmäßige abjektivische Dativ: von meinen wegen; dann wurde die Form um das die Aussprache verquemlichende t bereichert, woher die älteren Formen wie meinentwegen kommen, und zuletzt schwand wieder das n. Wie auch neuerdings wenigstens neben dem bezüglichen Fürwort ein Hauptwort nach Art der Verhältniswörter gebraucht werden kann, zeigt die Fügung bei Avonianus: eine halbe Stunde, Zeit deren ich abschrieb.//, um unsertwillen usw. Doch kommen besonders bei wir, ihr und sie auch die Formen mit getrenntem, wirklichem Genetive vor (euer halben, um ihrer willen), wie sie ja im allgemeinen nötig sind, sobald eine Verstärkung hinzutritt; um deiner selbst willen, um unser selbst willen. Die Fügung wegen ihm bei H. Stehr (Heiligenhof) wie ähnliches oft bei G. Freytag ist mundartliche Färbung bei den beiden Schlesiern. |
Zweifelsfall | |
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Beispiel |
halben, halb, halben |
Bezugsinstanz | alt, Avonianus, Freytag - Gustav, Stehr - Hermann, gegenwärtig, Mundart, neu, Schlesien, Schriftsprache, ursprünglich, Volk |
Bewertung |
hüte man sich, lautlich bequemsten Form, mundartliceh Färbung, nötig, volksmäßige Verunstaltung |
Intertextueller Bezug |