Zweite Vergangenheit in Mitteilungen, besonders geschäftlichen

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Buch Matthias (1929): Sprachleben und Sprachschäden. Ein Führer durch die Schwankungen und Schwierigkeiten des deutschen Sprachgebrauchs.
Seitenzahlen 357 - 358
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Unsicherheit

In diesem Kapitel behandelte Zweifelsfälle

Behandelter Zweifelfall:

Verb: konkurrierende Tempora

Genannte Bezugsinstanzen: Zeitungssprache, Geschäftssprache, Literatursprache, Sprache der Werbung, Sprache des Buchhandels
Text

Auch für Mitteilungen, die außer allem Zusammenhange über ein vergangenes Ereignis gemacht werden, muß das Perfekt das natürliche bleiben; am allermeisten, wenn sie gegenüber warme Anteilnahme verratenden Sätzen ringsum nur eine geschäftliche oder gelegentliche Anmerkung enthalten. Geradezu aufdringlich wirkt z. B. das Imperfekt in der folgenden Stelle eines Reisehandbuchs: Eine ungeheuer majestätische Gebirgswelt öffnet sich hier oben unsern Blicken; eine interessante ausführliche Beschreibung der Rundsicht vom Säntis arbeitete Herr Mechaniker T. aus; sie erstreckt sich weit über Voralberg, Tirol und viele Kantone der Schweiz. Überhaupt ist uns das Imperfekt zur Bezeichnung eines einfach $Seite 358$ als abgeschlossen hingestellten Vorganges um so anstößiger, je weniger die Tatsache danach ist, daß wir durch die Wahl dieser Zeit dazu aufgefordert werden könnten, uns in ihr Werden, ihre Ausführung hineinzuversetzen. Darum ärgern wir uns mit Recht über ein so aufdringliches Imperfekt der Kaufleute, die melden: Ich empfing heut eine frische Sendung Seefische, — erhielt wieder eine große Sendung billigster Ausschußwaren; — verlegte mein Geschäft nach No. X. — Dasselbe gilt von den Fällen, in denen die Möglichkeit, Gelegenheit und Absicht der Teilnahme fehlt, ganz gleich, ob eine kurze Zeitangabe dabei steht oder nicht. Man fragt einen Bekannten so gut: Weißt du schon, Stadtrat X ist gestorben, wie in der Tgl. R. berichtet wurde: O. v. Redwitz ist am Dienstag in der Heilanstalt Gilgenberg bei Bayreuth gestorben. Die Todesanzeigen dagegen, die die Angehörigen eines Verschiedenen einrücken lassen, enthalten immer das Imperfekt, weil jene das Leiden mit angesehn, das Sterben mit erlebt haben: Gestern abend, am 10. Juli, verschied usw. Ein ähnliches Gefühl der Teilnahme läßt durch den, der die Geburt eines Kindes anzeigt, das Imperfekt wählen: Durch die Geburt eines gesunden Knaben wurden hocherfreut usw. Wenn dagegen bei einem Verleger ein Buch das Licht der Welt erblickt, zu dem er gewöhnlich nicht viel zugetan hat, wäre es schon richtiger, wenn er anzeigte: Soeben ist erschienen, in demselben Verlage sind erschienen..., statt: Von J. Wolff erschien in demselben Verlage auch ....


Zweifelsfall

Verb: konkurrierende Tempora

Beispiel
Bezugsinstanz Zeitungssprache, Geschäftssprache, Geschäftssprache, Literatursprache, Zeitungssprache, Zeitungssprache, Sprache der Werbung, Sprache des Buchhandels
Bewertung

ärgern wir uns mit Recht, aufdringliches, Dasselbe gilt von, Geradezu aufdringlich wirkt, muß das natürliche bleiben, so gut, statt, um so anstößiger, wäre es schon richtiger

Intertextueller Bezug